Das Objekt jenseits der Digitalisierung

TitleDas Objekt jenseits der Digitalisierung
Publication TypeConference Proceedings
Year of Publication2020
AuthorsLang, S, Ommer, B
Conference NameDas digitale Objekt
Volume7
ISBN Number978-3-948808-00-6
Abstract

Der technische Fortschritt der letzten Jahrzehnte hat disruptive Veränderungen für Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft gebracht: Die Digitalisierung ist ein Resultat dessen und beeinflusst, wie wir auf Daten zugreifen, diese verarbeiten, analysieren und Ergebnisse verbreiten. Obwohl dadurch bereits ein Wandel eingeleitet worden ist, kann das Digitalisieren von Textdokumenten oder Bildern nicht das endgültige Ziel sein. Der Fokus aktueller Bestrebungen sollte vielmehr auf der Möglichkeit der Weiterverarbeitung von Digitalisaten liegen – dies schließt eine intelligente Informationsverarbeitung ein. Der Wert der Digitalisierung besteht nicht in der bloßen Anhäufung digitaler Sammlun- gen, sondern in der Tatsache, dass sie weitaus mehr ermöglicht als das Analoge und dafür die notwendigen Grundvoraussetzungen schafft. Die Problematik besteht nun darin, dass die meisten Verarbeitungs- und Analyse- methoden für digitale Daten noch analog oder diesen nachempfunden sind: So werden digitale Sammlungen und darin enthaltene Bilder häufig noch mit den eigenen Augen, in traditionell komparativer Weise betrachtet und evaluiert. Dass dies aufgrund der Fülle an Daten nicht effizient ist, muss an dieser Stelle nicht betont werden. Obwohl das ana- loge und das digitale Bild den gleichen Inhalt zeigen können, haben beide doch ganz unterschiedliche Substrate. Ein Unterschied besteht zum Beispiel darin, dass digitale Bilder im Gegensatz zu analogen einfach manipuliert und dupliziert werden können. Das Digitale ist nicht das Analoge in neuer Form, und so bedarf es genuin digitaler Methoden für die Verarbeitung digitaler Daten. Durch die Entwicklung computerge- stützter Verfahren entstehen neue Möglichkeiten, Inhalte zu erschließen: Dazu gehören Ansätze zur Objektsuche oder das Gruppieren und Sortieren der Daten entsprechend benutzerdefinierter Dimensionen; dies schließt übergeordnete Kategorien wie Stil oder Genre, aber auch nuancierte Begriffe wie Alter oder Gewichtung der Bildkomposition ein. Doch das Digitale und entsprechende Verfahren können noch weitaus mehr leisten: Generative Verfahren, wie die Bildsynthese und Stilisierung eines Bildes, ermöglichen eine Blickänderung auf das Artefakt und schließlich die Modifizierung des Objekts selbst. Wie hätte ein Künstler eine uns sichtbare Szene gemalt und dargestellt? Und wie sieht ein Mensch in der Pose eines anderen aus? Dies sind Fragen, die durch die Anwendung com- putergestützter Methoden beantwortet werden können. Für das Museum haben diese Ansätze eine besondere Relevanz, da sie neue Arten des Betrachtens und Vermittelns von Kunstwerken oder zum Beispiel die Rekonstruktion verlorener Artefakte erlauben. In Zusammenarbeit von Mensch und Maschine entstehen so neue effektive Verfahren, die Inhalte erschließen, Verbindungen etablieren und neues Wissen generieren.

URLhttp://www.deutsches-museum.de/fileadmin/Content/010_DM/060_Verlag/studies-7.pdf
Citation Key7038