Soziale Netzwerke und Künstliche Intelligenz: Risikoabschätzung

In diesem Seminar werden wir zwei der drei folgenden Themenkomplexe diskutieren:

Der glaeserne Mensch

Nutzer der digitalen Welt geben ueber Dienste wie facebook viel von ihrem Privatleben preis. Schon dieses bewusste Preisgeben von Information kann riskant sein (zum Beispiel ermoeglicht es repressiven Regimen die Suche nach Homosexuellen). Selbst wenn ein Mensch sich entscheidet, bestimmte Informationen nicht oeffentlich zu machen, lassen sich diese durch die Angaben anderer in sozialen Netzwerken erschliessen (zum Beispiel Gaydar oder durch Link prediction). Darueberhinaus koennen aber die Anbieter digitaler Dienste noch weitergehende Schluesse ziehen, zum Beispiel
  • wer mit wem ueber was kommuniziert (betrifft neben gmail alle Anbieter von apps die Zugriff auf Ihr Adressbuch oder Ihre mailbox wuenschen)
  • wer sich wann wo aufhaelt (betrifft Uber, Suchdienste, sowie Anbieter von apps die Zugriff auf Ihren Standort haben)
  • wer sich gerade mit was beschaeftigt (betrifft google und andere Suchdienste).

Autonome Waffen

Stationaere und mobile Waffensysteme werden zunehmend autonomer. Wesentlicher Unterschied zu bisheriger Technologie ist, dass es keinen menschlichen Operator mehr am Steuerknueppel bzw. am Abzug geben wird. Es ist erklaertes Ziel des US Department of Defense, "fully autonomous worldwide missions" in den kommenden zehn bis zwanzig Jahren moeglich zu machen.

Superintelligenz

Experten der kuenstlichen Intelligenz diskutieren zur Zeit kontrovers die Moeglichkeit und Wahrscheinlichkeit der Realisierung einer "starken kuenstlichen Intelligenz", die in der Lage sein wird noch intelligentere Maschinen zu entwerfen, usw. Spieltheoretiker diskutieren die Moeglichkeit, dass -- plakativ ausgedrueckt -- Maschinen welche beauftragt wurden, das menschliche Leid auf Erden zu beseitigen, sich der Aufgabe entledigen, indem sie einfach alle Menschen beseitigen...

Die genannten Medien und Techniken bieten riesige Chancen, aber sie bergen auch teils mehr, teils weniger offensichtliche Risiken. Das Seminar will nicht Buehne fuer Betroffenheit und Technikpessimismus sein; sondern Ziel ist eine vorwaertsgewandte Diskussion von technischen Grundlagen und Realisierbarkeit obiger Szenarien sowie von moeglichen Folgen und damit verbundenen ethischen Fragen. Einfache Antworten wird es nicht geben, aber vielleicht doch eine Schaerfung der Vorstellung in welcher Zukunft wir leben moechten und welche Szenarien wir vermeiden wollen.

Format

Alle Teilnehmer halten einen Vortrag. Die Materialsuche erfolgt eigenstaendig ausgehend von losen Hinweisen zu relevanten Beitraegen aus Forschung, Nachrichtenerstattung und Belletristik. Gemeinsam werden wir auch den einen oder anderen Film zum Thema schauen oder, als vorbereitende Hausaufgabe, Literaturpassagen lesen.

Termin: dienstags, 15:15-17:45 (an vielen Terminen kuerzer, wenn wir einen Film schauen auch mal laenger).
Uebersicht und Themenvergabe: Dienstag, 13. Oktober 2015
Ort: tbd
Anmeldung: per email