Proseminar: Ordnungssysteme in der Kunstgeschichte und Computer Vision

“Auch das Chaos gruppiert sich um einen festen Punkt, sonst wäre es nicht einmal als Chaos da.” (Arthur Schnitzler, 1862-1931)

Ordnungen sind ein wesentlicher Bestandteil der kunstgeschichtlichen Tradition: Das Gattungssystem ordnet Kunstwerke festgelegten Gruppen zu und das Wissen über Epochen erleichtert den wissenschaftlichen Diskurs. Auch in Kunstwerken lassen sich gewissen Ordnungsstrukturen erkennen; viele Sujets verlangen eine bestimmte Anordnung der Figuren oder Anzahl an Gruppen. Das Abendmahl zum Beispiel zeigt Christus umringt von seinen Aposteln und auch die Kreuzigung beinhaltet ein festes Personenprogramm. Außerhalb der Leinwand sind Ordnungen vor allem in Ausstellungen, Sammlungen oder Bibliotheken präsent, die sich im Laufe der Zeit erneuern, verändern oder aber rezipiert werden.

Das Seminar setzt sich intensiv mit den Begriffen der Gruppen/Ordnungen auseinander und schlägt dabei eine Brücke zwischen den beiden scheinbar konträren Disziplinen der Kunstgeschichte und Computer Vision. Ihre Verknüpfung offenbart interessante Parallelen und bietet Chancen, um voneinander zu lernen. Im Wechsel werden sich die einzelnen Sitzungen Themen und Methoden der Kunstgeschichte und Computer Vision (z.B. Clustering und Klassifikation) zuwenden und diese immer wieder auf ihre Relevanz für und Übertragbarkeit auf die jeweils andere Disziplin hin überprüfen.

Welche Ordnungsstruktur weist Velazquez Las Meninas (1656) auf? Und was passiert mit der Funktion und Aussage des Bildes, wenn die Ordnung aufgehoben wird? Ist auch in den ,chaotischen' Bildern der Moderne eine Ordnung zu erkennen? Welche Ordnungen kennen Ausstellungen? Wie hat sich die Ausstellungspraxis im Laufe der Zeit verändert und welche Rolle spielt dabei der politische und gesellschaftliche Kontext? Diesen Fragen wird sich das Seminar unter anderem zuwenden.

Ort und Zeit: TBA

Teilnehmerzahl: 20

Anmeldung bis zum 30. September an: sabine.lang@iwr.uni-heidelberg.de