Ullrich Köthe (maschinelles Lernen), Andreas Voß (Kognitionswissenschaft), Rebecca Müller (Kunstgeschichte), WS 2022/2023
Künstliche Intelligenz ist ein Thema von großer Tragweite. Ihrem Nutzen und Potential stehen in den öffentlichen Debatten Misstrauen und Ängste gegenüber. Die Übung/Seminar beleuchtet das Verhältnis von Mensch und Automat aus drei Blickwinkeln und verbindet aktuelle Fragen zur KI mit ihrer historischen Perspektivierung. Ziel ist es, das Phänomen des Automaten als künstlichem Gegenüber des Menschen disziplinenübergreifend zu erfassen.
Aus kulturhistorischer Sicht sollen Automaten in Antike, Mittelalter und Früher Neuzeit mit Ausblicken in die Moderne daraufhin untersucht werden, welche Formen ihnen gegeben wurden und welche Bilder man in der Literatur für fiktive Automaten fand. Wir thematisieren bildtheoretische und wahrnehmungsästhetische Kategorien ebenso wie die Diskurse, die sich in der Figur des Automaten treffen.
Aus psychologsicher Sicht sollen Wahrnehmung und Bewertung von KI durch ihre Anwender diskutiert werden. Es wird analysiert, welche Faktoren dazu führen, dass Menschen Entscheidungen von Algorithmen nachvollziehen können und diesen vertrauen.
Aus Sicht des maschinellen Lernens wollen wir neueste Automaten vorstellen, die vor kurzem noch als Science Fiction galten - z.B. autonome Roboter, automatische Übersetzer und Dialogsysteme, sowie lernfähige Graphikdesigner - und die daraus erwachsenden Fragen von der Verlässlichkeit solcher Automaten bis hin zu einer Neubewertung von Begriffen wie Begreifen oder Verstehen diskutieren.
Bitte melden Sie sich für das Seminar per Email bei der/demjenigen an, aus deren/dessen Gebiet Sie vortragen wollen, und geben Sie dabei Ihre favorisierten Themen an: Rebecca Müller (für Kunstgeschichte), Andreas Voß (für Psychologie und Kognitionswissenschaft), Ullrich Köthe (für KI und maschinelles Lernen). Jede(r) Teilnehmer(in) hält einen Vortrag von 35-40 Minuten mit anschließender Diskussion. Weitere Anforderungen und die erzielten Leistungspunkte richten sich nach dem Fach, für das Sie die Veranstaltung anrechnen.
Zeitplan
19. Oktober 2022, 16-18 Uhr | Einführung | Psychologisches Institut, Hauptstraße 47-51 (Hintergebäude), Seminarraum B |
13. Januar 2023, ganztags | Block 1 | Marsilius-Kolleg, Im Neuenheimer Feld 130.1, Vortragssaal |
David Betzing | Automaten in der antiken Technikliteratur | Slides |
Sébastien Elbracht | Automaten in der arabischen Dichtung und Technikliteratur | Slides, Report |
Daniela Tratz-Weinmann | Die klassischen Robotergesetze von Isaac Asimov | Slides, Report |
Jan-Vincent Mock | Was sollte bei Unfällen mit autonomen Fahrzeugen passieren? | Slides, Report |
3. Februar 2023, ganztags | Block 2 | Marsilius-Kolleg, Im Neuenheimer Feld 130.1, Vortragssaal |
Yvonne Bender | Sind die neuesten KIs kreativ? | Slides, Report |
Marie-Christin Litzinger | Was sind Intelligenzexplosion und Singularität? | Slides, Report |
Nils Schacknat | Kann es die Singularität geben? | Slides, Report |
10. Februar 2023, ganztags | Block 3 | Marsilius-Kolleg, Im Neuenheimer Feld 130.1, Vortragssaal |
Jason Pyanowski | Der Rote Knopf | Slides, Report |
Robin Alter | AI Containment | Slides, Report, Video |
Themenvorschläge
Sie können die angegebenen Vorschläge selbstverständlich durch passende eigene Themen ergänzen bzw. ersetzen. Themen können auch auf mehrere Vorträge aufgeteilt werden.
Kunstgeschichtliche Themen
- Automaten in der Antike: Dichtung (Figuren der Mythologie u.a. Hephaistos, Daedalus, Medea) und Technikliteratur (Autoren u.a. Archimedes, Heron von Alexandria)
Das Thema kann auch in zwei Referaten behandelt werden; es soll dicht an Quellentexten (in Übers.) und Rekonstruktionen von Beispielen untersuchen, welche selbstbewegenden Figuren, Geräte etc. antike Autoren erdacht haben, welche Funktionen sie in der Literatur und in der Realität erhielten und wie das Verhältnis zum Menschen bestimmt wird.
Einführend: R. Amedick, Wasserspiele, Uhren und Automaten mit Figuren in der Antike, in: K. Grubmüller/M. Stock (Hgg.), Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters, Wiesbaden 2003, 9-48
P. Weitmann, Technik als Kunst. Automaten in der griechisch-römischen Antike […], Tübingen/Berlin 2011
A. Mayor, Götter und Maschinen: wie die Antike das 21. Jahrhundert erfand, Darmstadt 2020.
- Automaten in Byzanz: Der byzantinische Thronautomat gehört zu den bekanntesten Automaten des Mittelalters. Seine Beschreibungen und andere Quellen zu byzantinischen Automaten erlauben Überlegungen zu Aussehen und Funktionsweise und sollen u.a. daraufhin befragt werden, wie Byzantiner und ausländische Gesandte diese Form höfischer Kunst wahrgenommen haben.
Einführend: R. Hammerstein, Macht und Klang: tönende Automaten als Realität und Fiktion in der alten und mittelalterlichen Welt, Bern 1986
C. Canavas, Automaten in Byzanz. Der Thron von Magnaura, in: K. Grubmüller/M. Stock (Hgg.), Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters, Wiesbaden 2003, 49-72
A. Berger, Die akustische Dimension des Kaiserzeremoniells: Gesang, Orgelspiel und Automaten, in: F.A. Bauer (Hg.), Visualisierungen von Herrschaft. Frühmittelalterliche Residenzen – Gestalt und Zeremoniell, Istanbul 2006, 63–77
E.R. Truitt, Medieval Robots. Mechanism, Magic, Nature, and Art, Philadelphia 2015; s.a. die Rez. R. Müller, Kunstchronik 70, 1, 2017, 36-44.
- Automaten in der arabischen Dichtung und Technikliteratur: Arabische Autoren rezipierten antike Technikliteratur und entwarfen neue Automaten; fiktive Automaten sind Motive arabischer Dichtung. Diese Texte und begleitende Buchilluminationen sollen exemplarisch vorgestellt und die Automaten u.a. in Technik, Funktionen und Wirkung vorgestellt werden.
Einführend: P. Bachmann, Automaten in der arabischen Literatur, in: K. Grubmüller/M. Stock (Hgg.), Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Wiesbaden 2003, 73–89
T.M.P. Duggan, Diplomatic Shock and Awe: Moving, Sometimes Speaking, Islamic Sculptures, in: Al-Masaq 21, 3, 2009, 229-267
S. Zielinski/P. Weibel (Hgg.), Allah’s Automata – Artifacts of the Arab-Islamic Renaissance (800–1200). Ausst.Kat., Ostfildern 2015.
- Zwischen technischem Wunder und Werk von Dämonen: Fiktive Automaten in der mittelalterlichen Literatur. In zwei Referaten je zur französischen bzw. zur mittelhochdeutschen Literatur werden die wunderbaren, fiktiven Automaten der Romane (ggf. auch mit Buchillustrationen) exemplarisch vorgestellt; Fragestellungen sind u.a. die mit ihnen vermittelten Vorstellungen von Technik, Kunst, Natur, Wunder und Magie und ihr Verhältnis zu den menschlichen Romanfiguren.
Einführend zur frz. Literatur: J.D. Bruce, Human Automata in Classical Tradition and Mediaeval Romance, in: Modern Philology 10, 1913, 511-526
J. Scheidegger, Les automates dans le roman antique (Roman de Thebes et Roman de Troie), in: D. Buschinger (Hg.), Le Roman antique au Moyen Age, Göppingen 1992, 177–186
A. Rabeyroux, Images de la «merveille»: la «Chambre de Beautés», in: Médiévales 22-23, 1992, 31-45
R. Truitt, Medieval Robots. Mechanism, Magic, Nature, and Art, Philadelphia 2015.
Einführend zur mdt. Literatur: E. Ulrich, Zauber, Technik, Imagination. Zur Darstellung von Automaten in der Erzählliteratur des Mittelalters, in: K. Grubmüller/M. Stock (Hgg.), Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, Wiesbaden 2003, 115-172
S. Finkele/S. Krause, Automaten (und ihre Konstruktion) in hochmittelalterlicher Dichtung, in: S. Finkele (Hg.), Technikfiktionen und Technikdiskurse: Ringvorlesung des Instituts für Literaturwissenschaft im Sommersemester 2009, Karlsruhe 2012, 9-50
M. Zimmermann, Technische Meisterkonstruktionen – dämonisches Zauberwerk: Der Automat in der mittelhochdeutschen Literatur, Berlin 2011.
- Automaten im europäischen Mittelalter: Kontexte, Technik, Funktion und Wahrnehmung.
Das Thema (das auch in zwei Referate geteilt werden kann) umfaßt erhaltene Automaten und Textquellen zu verlorenen, aber realisierten Beispielen, ebenso mit den Zeichnungen des Villard d’Honnecourt die frühesten bildlichen Darstellungen.
Einführend : H.R. Hahnloser, Villard de Honnecourt. Kritische Gesamtausgabe des Bauhüttenbuches ms. fr 19093 der Pariser Nationalbibliothek, 2. erw. Aufl. Graz 1972
C.F. Barnes, The Portfolio of Villard de Honnecourt. A New Critical Edition and Color Facsimile, Farnham 2009
E.R. Truitt, Medieval Robots. Mechanism, Magic, Nature, and Art, Philadelphia 2015; s.a. die Rez. R. Müller, Kunstchronik 70, 1, 2017, 36-44
M. Popplow, Technik im Mittelalter, 2. Aufl. München 2019
V. Deluz, Création mécanique : le coq automate de la première horloge astronomique de Strasbourg, in: F. Besson u.a. (Hgg.), Créer. Createurs Créations, créatures au Moyen Âge, Paris 2019, 215-236.
- Staunen und Vergnügen: Automaten in der höfischen Kultur des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit. Das Referat soll beispielhaft Automaten und ihre Funktionen in höfischen Kontexten des 14. bis 16. Jahrhunderts (Schwerpunkte nach Wahl) vorstellen.
Einführend: B. Franke, Automaten in höfischen Lustgärten der Frühen Neuzeit, in: K. Grubmüller/M. Stock (Hgg.), Automaten in Kunst und Literatur des Mittelalters, Wiesbaden 2003, 247-267
S. Fliegel, Automates gothiques à la cour des Valois, in: Taburet-Delahaye (Hg.), La création artistique en France autour de 1400, Paris 2006, 119-133
S. Farmer, Aristocratic Power and the 'Natural' Landscape: The Garden Park at Hesdin, ca. 1291-1302, in: Speculum 88, 2013, 644-680
J. Keating, Animating Empire: Automata, the Holy Roman Empire, and the Early Modern World, University Park 2018.
- Zwischen Religion und Trickbetrug: Automaten in religiösen Kontexten des Spätmittelalters bis zur Neuzeit. Thema des Referats sind in der (Para)Liturgie eingesetzte bewegliche, weinende, blutende etc. Christus-, Marien- und Heiligenfiguren sowie Figuren an Uhrwerken, die Schnittstellen zwischen Kunst, Technik und Religion markieren.
Einführend: M. Dengler, Zeitmaschinen, Sakralautomaten, Frömmigkeitsapparate: Die Produktion sakraler Zeiten im Kirchenraum der Vormoderne, Konstanz 2011 (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bsz:352-263349)
C. Vagt, Deus in machina. Zur Sakralisierung der Mechanik im späten Mittelalter, in: F. Balke u.a. (Hgg.), Medien des Heiligen (=Archiv für Mediengeschichte 15) 2015, 31-42
J. Tripps, The joy of automata and Cistercian monasteries: from Boxley in Kent to San Galgano in Tuscany, in: The sculpture journal 25, 1, 2016, 7-28.
- Figurenautomaten und Konzepte des Körpers als Maschine vom 18. Jh. bis heute.
Das Thema umfaßt zwei Referate, die Automaten, Roboter und Cyborgs des 18. Jh. bzw. des 19. Jh. bis heute (mit Schwerpunkten nach Wahl in Literatur oder bildender Kunst/Film) in den Blick nehmen sollen.
Einführende Lit.: J. Cohen, Human robots in myth and science, London 1966
A. Sutter, Göttliche Maschinen: die Automaten für Lebendiges bei Descartes, Leibniz, La Mettrie und Kant, Frankfurt 1988
J. Söring (Hg.), Androiden zur Poetologie der Automaten, Frankfurt 1997
P. Müller-Tamm/H. Bredekamp (Hgg.), Puppen, Körper, Automaten - Phantasmen der Moderne. Ausst.Kat., Köln 1999
G. Febel/C. Bauer-Funke (Hgg.), Menschenkonstruktionen: künstliche Menschen in Literatur, Film, Theater und Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts, Göttingen 2004
J. Riskin, Künstliches Leben produzieren. Denkparallelen im Automatenbau des 18. Jahrhunderts und heute, in: B. Orland (Hg.), Artifizielle Körper – lebendige Technik 2005, 65-85
R. Gunzenhäuser, Automaten, Roboter, Cyborgs: Körperkonzepte im Wandel, Trier 2006
T. Lindauer, Reconstructing Eve: Automatenmenschen in Literatur und Film, Marburg 2008
B. Westermann, Anthropomorphe Maschinen: Grenzgänge zwischen Biologie und Technik seit dem 18. Jahrhundert, München/Paderborn 2012
I. Irsigler/D. Orth (Hgg.), Roboter, Künstliche Intelligenz und Transhumanismus in Literatur, Film und anderen Medien, Heidelberg 2021.
Psychologische Themen
- Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) in der Psychologie
- KI in der psychologischen Forschung: In diesem Vortrag sollen die Ergebnisse einer Literaturrecherche zum Einsatz künstlicher Intelligenz in der psychologischen Forschung dargestellt werden. Grenzen und Möglichkeiten solcher Methoden für die Forschung werden dann anhand einer ausgewählten Studie näher beleuchtet.
Jacobucci, R., and Grimm, K. J. (2020). Machine learning and psychological research: The unexplored effect of measurement. Perspectives on Psychological Science, 15(3), 809-816.
- Der automatische Therapeut? KI in der klinischen Anwendung: Es soll untersucht werden, ob und wie KI-Anwendungen therapeutische Interventionen ersetzen oder unterstützen können.
Bennett, C. C., and Doub, T. W. (2016). Expert systems in mental health care: AI applications in decision-making and consultation. In D. D. Luxton (Ed.), Artificial intelligence in behavioral and mental health care. (pp. 27-51). Elsevier Academic Press.
Kuhn, E., Fiske, A., Henningsen, P., and Buyx, A. (2021). Psychotherapy with an autonomous artifical intelligence — Ethical benefits and challenges. Psychiatrische Praxis, 48(Suppl 1), S26-S30.
- Sind Automaten bessere Humane Ressource Manager? KI in der Arbeits- und Organisationspsychologie: Viele große Unternehmen nutzen KI für Personalauswahl und -entwicklung. Dabei gibt es kaum öffentliche Studien über die Effektivität und Validität solcher Algorithmen. Das Referat soll anhand ausgewählter Beispiele einen Einblick in die Chancen und Risiken der aktuellen Nutzung von KI in diesem Bereich geben.
Parent-Rocheleau, X., and Parker, S. K. (2022). Algorithms as work designers: How algorithmic management influences the design of jobs. Human Resource Management Review, 32(3), 1-17.
- Sind Automaten die besseren Lehrer? KI in Lehre und Ausbildung. Algorithmen können Menschen beim Lernen unterstützen und den Lernprozess bewerten. In diesem Referat sollen Einsatzmöglichkeiten vorgestellt werden und es soll eine kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten und Grenzen der AI im pädagogischen Kontext erfolgen.
Hemachandran, K., Verma, P., Pareek, P., Arora, N., Rajesh Kumar, K. V., Ahanger, T. A., Pise, A. A., and Ratna, R. (2022). Artificial intelligence: A universal virtual tool to augment tutoring in higher education. Computational Intelligence and Neuroscience, 2022.
- KI in der psychologischen Forschung: In diesem Vortrag sollen die Ergebnisse einer Literaturrecherche zum Einsatz künstlicher Intelligenz in der psychologischen Forschung dargestellt werden. Grenzen und Möglichkeiten solcher Methoden für die Forschung werden dann anhand einer ausgewählten Studie näher beleuchtet.
- Bewertung von künstlicher Intelligenz (KI) durch den Nutzer
- In AI we trust? Der Einsatz von KI stellt ein hoch kontroverses Themengebiet dar. Hier soll diskutiert werden, welche Eigenschaften des Nutzers und des Automaten Vertrauen fördern oder senken.
Lewis, P. R., and Marsh, S. (2022). What is it like to trust a rock? A functionalist perspective on trust and trustworthiness in artificial intelligence. Cognitive Systems Research, 72, 33-49.
Gille, F. et al (2020). What we talk about when we talk about trust: Theory of trust for AI in healthcare. Intelligence-Based Medicine, Volumes 1–2.
- Akzeptanz von KI vs. Algorithm Aversion: KI basierte Algorithmen spielen in unserem Alltag eine immer größere Rolle. Oft ist es aber keine bewusste Entscheidung. In diesem Referat soll untersucht werden, welche Faktoren die Akzeptanz von (Entscheidungen einer) KI vorhersagen.
Pelau, C., Dabija, D.-C., and Ene, I. (2021). What makes an AI device humanlike? The role of interaction quality, empathy and perceived psychological anthropomorphic characteristics in the acceptance of artificial intelligence in the service industry. Computers in Human Behavior, 122.
- In AI we trust? Der Einsatz von KI stellt ein hoch kontroverses Themengebiet dar. Hier soll diskutiert werden, welche Eigenschaften des Nutzers und des Automaten Vertrauen fördern oder senken.
- Öffnen der Black Box: Erklärbare künstlicher Intelligenz (KI)?
- Was ist eine Erklärung? Diltheys klassische Unterscheidung zwischen dem Erklären und dem Verstehen zeigt die Grenzen der Erklärbarkeit menschlichen Verhaltens auf. Dies könnte ebenfalls relevant für die Bewertung komplexer Algorithmen sein. Als wissenschaftstheoretische Grundlage der (Grenzen der) Erklärbarkeit von KI sollen hier philosophische Überlegungen zum Konzept der Erklärung vorgestellt werden.
Schurz, G. (Ed.). (1990). Erklären und Verstehen in der Wissenschaft. Oldenbourg Verlag.
- Eine Psychologische Sicht auf „explainable AI“ (XAI). Computerwissenschaftler versuchen in jüngster Zeit vermehrt, KI Algorithmen „erklärbar“ zu machen. In diesem Vortrag soll dargestellt werden, ob und wie es gelingt, dass Nutzer die KI tatsächlich als „erklärbar“ erleben.
He, X., Hong, Y., Zheng, X., and Zhang, Y. (2022). What are the users’ needs? Design of a user-centered explainable artificial intelligence diagnostic system. International Journal of Human-Computer Interaction.
Herm, L.-V. et al. (2022). Stop ordering machine learning algorithms by their explainability! A user-centered investigation of performance and explainability. International Journal of Information Management.
- Was ist eine Erklärung? Diltheys klassische Unterscheidung zwischen dem Erklären und dem Verstehen zeigt die Grenzen der Erklärbarkeit menschlichen Verhaltens auf. Dies könnte ebenfalls relevant für die Bewertung komplexer Algorithmen sein. Als wissenschaftstheoretische Grundlage der (Grenzen der) Erklärbarkeit von KI sollen hier philosophische Überlegungen zum Konzept der Erklärung vorgestellt werden.
- Mensch vs. Automat
- Können Automaten ein Bewusstsein entwickeln? Das sogenannte Leib-Seele Problem beschäftigt sich mit dem Dualismus körperlicher und geistiger Prozesse. In diesem Referat sollen unterschiedliche Positionen zum Leib-Seele Problem dargestellt werden. Davon ausgehend soll weiter untersucht werden, ob sich hier Analogien zu KI Algorithmen ergeben (vgl. auch aktuelle Debatte um Google's Sprach-KI „LaMDA“).
Tress, W. (2011). Das so genannte Leib-Seele-Problem. Zeitschrift für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, 57(3), 261-274.
Lemoine, B. (2022). Is LaMDA Sentient? - an Interview
- Sind Automaten intelligent (-er als Menschen)? Die KI hat in den vergangenen Jahren in vielen Bereichen so enorme Fortschritte gemacht, dass einige Beobachter von einer „Intelligenz-Explosion“ sprechen. In diesem Referat soll kritisch hinterfragt werden, was (menschliche) Intelligenz eigentlich ausmacht, und ob die Leistung einer KI überhaupt als „intelligent“ bezeichnet werden sollte.
Taylor, A. H., Bastos, A. P. M., Brown, R. L., and Allen, C. (2022). The signature-testing approach to mapping biological and artificial intelligences. Trends in Cognitive Sciences.
- Können Automaten ein Bewusstsein entwickeln? Das sogenannte Leib-Seele Problem beschäftigt sich mit dem Dualismus körperlicher und geistiger Prozesse. In diesem Referat sollen unterschiedliche Positionen zum Leib-Seele Problem dargestellt werden. Davon ausgehend soll weiter untersucht werden, ob sich hier Analogien zu KI Algorithmen ergeben (vgl. auch aktuelle Debatte um Google's Sprach-KI „LaMDA“).
Themen aus KI und Maschinellem Lernen
- Automaten und Moral
- Die klassischen Robotergesetze von Isaac Asimov: Schon ganz am Anfang der KI-Entwicklung hat Asimov über Verhaltensnormen für Automaten nachgedacht und literarisch analysiert, was dabei schief gehen kann. Viele andere haben diese Ideen aufgegriffen und weiterentwickelt.
I. Asimov (1940). I, Robot (alternativer link)
Andersson, S.L. (2008). Asimov’s “three laws of robotics” and machine metaethics
Murphy R., and Woods, D. (2009). Beyond Asimov: The Three Laws of Responsible Robotics
- Was sollte bei Unfällen mit autonomen Fahrzeugen passieren? Autonome Fahrzeuge gehören zu den am meisten diskutierten Automaten. In diesem Vortrag beleuchten wir, wie sich autonome Fahrzeuge verhalten sollten, wenn sich ein Unfall nicht mehr vermeiden lässt.
Moral Machine: Experimente zu moralischen Dilemmata, die sich im Verkehr ergeben können. Ergebnisse in: Awad, E. et al. (2018). The Moral Machine experiment, Nature 563, pages 59–64.
Lin, P. (2016). Why Ethics Matters for Autonomous Cars, Gerdes, C., and Thornton, S.L. (2016). Implementable Ethics for Autonomous Vehicles (Kapitel 2 und 3 des Buchs Autonomous Driving)
Bundesverkehrministerium (2021). Gesetz zum autonomen Fahren
- Friendly AI: Kann die KI lernen, sich ethisch zu verhalten? Kann man triviale Lösungen wie „Drogen machen Menschen glücklich“ vermeiden? Wie hängt das von den Trainingsdaten ab?
Bostrom, N. (2014). Kapitel 12 und 13 in Superintelligence ‒ Paths, Dangers, Strategies (Buch kann bei mir entliehen werden, alternativer link)
Christian, B. (2020). The Alignment Problem: Machine Learning and Human Values (alternativer link)
Mehrabi, N. et al. (2021). A Survey on Bias and Fairness in Machine Learning, ACM Computing Surveys, Volume 54(6):1–35.
OpenAI (2022). Aligning Language Models to Follow Instructions
- Die klassischen Robotergesetze von Isaac Asimov: Schon ganz am Anfang der KI-Entwicklung hat Asimov über Verhaltensnormen für Automaten nachgedacht und literarisch analysiert, was dabei schief gehen kann. Viele andere haben diese Ideen aufgegriffen und weiterentwickelt.
- Automaten und Kontrolle
- AI Containment: Können wir die KI so „einsperren“, dass sie keinen Schaden anrichten kann?
Yudkowsky, E. (2002) The AI-Box Experiment ‒ gelingt es einer realen Intelligenz (einem Menschen :-), aus einem Containment zu entkommen?
Armstrong et al. (2012) Thinking Inside the Box: Controlling and Using an Oracle AI (2012) ‒ KI, die nur Fragen beantworten, aber nicht handeln kann
Bostrom, N. (2014). Kapitel 10 in Superintelligence ‒ Paths, Dangers, Strategies (Buch kann bei mir entliehen werden, alternativer link)
Babcock et al. (2016) The AGI Containment Problem
- Der Rote Knopf: Können wir die KI mit einem Not-Aus abschalten, wenn sie unkontrollierbar wird? Wird sie sich dagegen wehren und das Abschalten verhindern? Sind wir bereits so abhängig von der KI, dass wir den Roten Knopf gar nicht mehr drücken können?
Soares at al. (2015) Corrigibility
Orseau und Armstrong (2016) Safely Interruptible Agents
Hadfield-Menell et al. (2016) The Off-Switch Game
Arnold, T., and Scheutz, M. (2018) The “big red button” is too late: an alternative model for the ethical evaluation of AI systems, Ethics and Information Technology, volume 20, pages 59–69.
- AI Containment: Können wir die KI so „einsperren“, dass sie keinen Schaden anrichten kann?
- Intelligenzexplosion und KI-Singularität
- Was ist die Intelligenzexplosion? Sobald eine KI in der Lage ist, eine verbesserte Version von sich selbst zu entwerfen und zu produzieren, entkoppelt sich die KI-Entwicklung von der menschlichen Intelligenz. Dies kann zu einer exponentiellen Verbesserung der KI-Fähigkeiten — der sogennanten Singularität — führen, die bereits 1966 postuliert und seitdem weiter konkretisiert wurde.
Good, I.J. (1966). Speculations Concerning the First Ultraintelligent Machine, Advances in Computers, Volume 6, pages 31-88. (alternativer link)
Vinge, V. (1993). The Coming Technological Singularity
Kurzweil, R. (2005). The Singularity Is Near (Kurzweil sagt die Singularität für das Jahr 2045 voraus, Buch kann bei mir entliehen werden, alternativer link)
- Kann es diese Singularität geben? Einige Forscher sind skeptisch und begründen das auf unterschiedliche Weise.
Modis, T. (2012). Why the singularity cannot happen. in: Singularity Hypotheses
Bringsjord, S. et al. (2012). Belief in The Singularity is Fideistic. in: Singularity Hypotheses
Hutter, M. (2012). Can Intelligence Explode? Journal of Consciousness Studies, Volume 19(1-2):143-166.
- Ist Superintelligenz gefährlich? Können Menschen die KI nach der Intelligenzexplosion noch kontrollieren, oder sind sie deren Entscheidungen hilflos ausgeliefert? Wird eine superintelligente KI menschliche Werte respektieren?
Bostrom, N. (2014). Kapitel 8 und 9 in Superintelligence ‒ Paths, Dangers, Strategies (Buch kann bei mir entliehen werden, alternativer link)
Yampolski, R. (2022). On the Controllability of Artificial Intelligence: An Analysis of Limitations. Journal of Cyber Security and Mobility, Volume 11(3).
- Was ist die Intelligenzexplosion? Sobald eine KI in der Lage ist, eine verbesserte Version von sich selbst zu entwerfen und zu produzieren, entkoppelt sich die KI-Entwicklung von der menschlichen Intelligenz. Dies kann zu einer exponentiellen Verbesserung der KI-Fähigkeiten — der sogennanten Singularität — führen, die bereits 1966 postuliert und seitdem weiter konkretisiert wurde.
- Zufall und Kreativität bei Menschen und Automaten
- Sind die neuesten KIs kreativ? Definiert man Kreativität als “Erschaffung eines neuen, vorher nicht existierenden Werks”, dann muss man aktuellen KI-Systemen Kreativität zuschreiben. Der Vortrag analysiert und bewertet den Stand der Technik anhand interessanter Bespiele.
Textgenerierung mit OpenAI's GPT-3, Beispiele: Entdeckung von Einhörnern, Poetry, wissenschaftlicher Artikel über sich selbst. Im GPT-3 Playground kann man eigene Experimente durchführen.
Bildgenerierung aus Bildunterschriften: OpenAI's DALL-E 2 und Google's Imagen (beachte auch die ethischen Überlegungen am Ende der Seite)
Artikel zum Thema: Moss, R. (2022). Artificial intelligence challenges what it means to be creative, Wisneski, C. (2021). Can Artificial Intelligence Be Creative? und viele mehr.
- Co-Creativity: Wie kann man die Kreativität erhöhen, indem Menschen und Automaten kooperieren?
Wu et al. (2021) AI Creativity and the Human-AI Co-creation Model.
Kim et al. (2021) Tool or Partner: The Designer's Perception of an AI-Style Generating Service
Bianzino, N.M. (2022) Is AI the start of the truly creative human?
- Zufall und Willensfreiheit: Sind Willensfreiheit und Kreativität letztlich Produkte eines raffinierten Zufallsgenerators?
Schopnhauer, A. (1839) Preisschrift über die Freiheit des Willens. (Seiten 37-127 in “Die beiden Grundprobleme der Ethik”)
- Sind die neuesten KIs kreativ? Definiert man Kreativität als “Erschaffung eines neuen, vorher nicht existierenden Werks”, dann muss man aktuellen KI-Systemen Kreativität zuschreiben. Der Vortrag analysiert und bewertet den Stand der Technik anhand interessanter Bespiele.